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If You Hate It – Automate It: Wie KI Arbeitsweisen revolutioniert

Autorenbild: Jan KerslingJan Kersling

Im Gespräch mit Ekaterina Schneider– einer Expertin für digitales Lernen und Weiterbildung in der Medienbranche. Als Chief Learning Officer an der Axel Springer Academy of Journalism & Technology gestaltet sie die Zukunft der digitalen Qualifizierung aktiv mit. Mit über zehn Jahren Erfahrung bei Axel Springer und Stationen als Head of Upskilling and Digital Training sowie Project Lead für Learning & Development hat sie entscheidend zur Transformation und Anpassung der journalistischen Aus- und Weiterbildung an die digitalen Herausforderungen beigetragen.

Ein Porträt von Ekaterina Schneider mit der Überschrift „5 QUESTIONS WITH EKATERINA SCHNEIDER“ und dem Label „EXPERTS“. Der Hintergrund zeigt eine moderne Architektur mit viel Glas und Metallstrukturen.


Auf welche Weise integrieren Sie KI-Tools in Ihren persönlichen Alltag, sei es im Arbeitsumfeld oder im Privatleben?


Seit Anfang 2023 setze ich mich intensiv mit den vielen Facetten generativer KI auseinander – sie ist mittlerweile ein fester Bestandteil meines beruflichen und privaten Alltags. Im Job nutze ich KI für die Content-Erstellung und -Optimierung, die Generierung visueller Inhalte mit Tools wie Midjourney, Kling oder Pika sowie für die Produktion von E-Learnings mit KI-Avataren, die es uns ermöglichen, ein breiteres Themenspektrum abzudecken.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist unser AI-Only-Podcast „KI-Kompakt“, den wir vollständig mit KI produzieren. Das zeigt, wie leistungsfähig diese Technologien bereits sind – hochwertige Inhalte entstehen in wenigen Minuten, mit beeindruckender Qualität.

 

Bei der Axel Springer Academy haben wir das Potenzial dieser Technologien früh erkannt und sie konsequent in unsere Weiterbildungsstrategie integriert. Bereits Anfang 2023 haben wir unsere Upskilling-Programme für die Axel Springer Media Brands vollständig auf KI ausgerichtet – mit dem Ziel, KI nicht nur in Journalismus, Business und Technologie zu nutzen, sondern auch aktiv mitzugestalten. Inzwischen umfasst unser Portfolio über 100 verschiedene Anwendungsbereiche und steht auch externen Unternehmen zur Verfügung.

Auch privat ist KI nicht mehr wegzudenken: Von der Urlaubsplanung mit personalisierten Empfehlungen und einem Preistracker, der mir Schnäppchen-Deals zur bevorzugten Zeit liefert, über Achtsamkeits- und Gesundheitsmanagement sowie personalisierte Ernährungspläne bis hin zu einem Shopping Assistant oder sogar einem KI-gestützten persönlichen Coach – KI begleitet mich in vielen Bereichen.


Welche Risiken und/oder Bedrohungen sehen Sie im Zusammenhang mit der technologischen Entwicklung?


Es gibt einige Herausforderungen, die wir nicht ignorieren dürfen.

Eines der größten Themen ist für mich die technologische Abhängigkeit von wenigen großen Playern. Momentan dominieren die USA und China den Markt – Europa ist hier nicht annähernd so stark aufgestellt.

Das kann langfristig problematisch werden, wenn wir keine eigenen Modelle entwickeln oder Alternativen schaffen.

 

Ein anderes großes Thema ist der Vertrauensverlust in digitale Inhalte. Deepfakes, manipulierte Medien und generative KI machen es immer schwieriger zu unterscheiden, was echt ist und was nicht. Aktuell werden KI-generierte Inhalte noch gekennzeichnet, aber ich glaube, wir werden bald den umgekehrten Weg gehen müssen: „Created by Humans“ wird ein echtes Qualitätsmerkmal.

 

Und dann gibt es noch einen ganz praktischen Punkt, den viele unterschätzen: Kosten. Es gibt mittlerweile unzählige spezialisierte KI-Tools, jedes für einen bestimmten Use Case. Wenn man sie alle nutzen will, summieren sich die Lizenzen schnell – und plötzlich wird aus der vermeintlich kostensparenden Automatisierung eine teure Angelegenheit. Natürlich sehe ich viel mehr Potenzial als Risiko, aber es ist wichtig, sich diese Punkte bewusst zu machen und KI klug und strategisch zu nutzen.


Welche interessanten Anwendungsfälle für KI in Ihrer Branche sind Ihnen bereits begegnet?


Die Medienbranche erlebt gerade eine der spannendsten Phasen überhaupt – KI verändert, wie wir Inhalte erstellen, personalisieren und verbreiten.


Besonders spannend finde ich, wie KI dabei hilft, Texte zu optimieren und zu personalisieren. Ob automatisierte Texterstellung, sprachliche Verfeinerung oder Echtzeit-Übersetzungen – wir können inzwischen riesige Mengen an Informationen effizienter verarbeiten als je zuvor.

Ein weiteres Beispiel ist KI-gestützte Audio- und Sprachsynthese. Tools wie ElevenLabs ermöglichen es, natürliche, realistische Stimmen zu erzeugen. Das ist ein riesiger Gamechanger für mehrsprachige Podcasts, Nachrichtenformate oder automatisierte Audiobeiträge.


Dann gibt es noch den Bereich der KI-Avatare – digitale Moderatoren oder virtuelle Markenbotschafter, die in verschiedenen Sprachen und kulturellen Kontexten eingesetzt werden können. Das macht Content nicht nur flexibler, sondern auch skalierbarer.

Letztendlich geht es darum, KI nicht als Ersatz für menschliche Kreativität zu sehen, sondern als Werkzeug, das neue Möglichkeiten schafft – und genau das erleben wir gerade überall in der Branche. 

 

Welche spezifische Erkenntnis haben Sie durch die enge Zusammenarbeit mit KI gewonnen, von der Sie glauben, dass die meisten Menschen sie nicht kennen?


Eine der spannendsten Erkenntnisse aus meiner Arbeit mit generativer KI ist, dass sie weit mehr kann, als nur Abläufe zu automatisieren. Oft wird sie auf Effizienzsteigerung reduziert – doch ihre wahre Stärke liegt darin, Wissen zugänglich zu machen, neue Zusammenhänge sichtbar zu machen und ungewohnte Perspektiven zu eröffnen. Für mich ist generative KI ein kreativer Sparringspartner: Sie bringt Ideen ins Spiel, auf die man selbst nicht gekommen wäre, liefert neue Ansätze und fordert eingefahrene Denkweisen heraus. Gerade in kreativen und strategischen Prozessen kann sie Impulse setzen, die über das hinausgehen, was wir allein entwickeln würden. Das verändert grundlegend, wie wir Inhalte erstellen, lernen und Entscheidungen treffen. KI ist nicht nur ein Effizienztreiber, sondern auch ein Werkzeug für neue Denkweisen und Innovationen, die ohne sie vielleicht gar nicht erst entstanden wären. Besonders in der Medien- und Bildungsbranche eröffnet sie Möglichkeiten, die noch vor Kurzem undenkbar schienen.

 

Welche Veränderungen – durch den Einfluss von künstlicher Intelligenz – konnten Sie in Ihrem Arbeitsbereich feststellen? Welche Entwicklungen würden Sie sich wünschen?


Der Einfluss von KI hat unsere Arbeitsweise bei der Axel Springer Academy grundlegend verändert: Prozesse sind schneller, präziser und qualitativ hochwertiger geworden. Routineaufgaben werden zunehmend automatisiert, sodass mehr Raum für strategisches Denken und kreative Innovation bleibt. Bei der Axel Springer Academy arbeiten wir nach dem Motto: „If you hate it – automate it.“ Wir identifizieren gezielt monotone oder repetitive Aufgaben, um sie zu automatisieren und uns auf strategische und kreative Tätigkeiten zu konzentrieren. Zukünftig sehe ich großes Potenzial in KI-Agenten, die nicht nur eigenständig komplexe Aufgaben bewältigen, sondern auch als digitale Assistenten agieren. Diese Entwicklung könnte unsere Arbeitsweise nochmals revolutionieren, indem KI nicht nur als Tool, sondern als intelligenter, proaktiver Partner agiert. Die Frage ist nicht, ob wir sie nutzen – sondern wie bewusst und strategisch wir es tun.


 
Ekaterina Schneider, eine blonde Frau mit langen Haaren, steht in einem modernen Gebäude mit Glasfassade und Metallgeländern. Sie trägt eine blaue Bluse über einem weißen Shirt und lehnt sich entspannt auf ein Geländer.

Ekaterina Schneider ist Chief Learning Officer bei der Axel Springer Academy of Journalism and Technology und Expertin für Learning & Development, digitale Transformation und generative KI. Mit über 10 Jahren Erfahrung entwickelt sie zukunftsorientierte Upskilling-Programme für die KI-gestützte Arbeitswelt.

Als systemische Trainerin verbindet sie Menschen, Prozesse und Technologien zu einem integrativen Wandel. Seit 2023 konzentriert sie sich auf die praktische Anwendung generativer KI und entwickelt maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote für Unternehmen. Ihr Ziel: KI nicht nur technisch verstehen, sondern sinnvoll in Arbeitswelten integrieren und Innovation greifbar machen.


 

Dieses Interview ist Teil von PANTA Experts, in dem wir verschiedene Experten aus der Medienbranche und darüber hinaus interviewen. Interviewer: Jan Kersling (PANTA RHAI).

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