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Technologische Potenziale in der Prothetik: Ein Gespräch über KI und Innovation

Autorenbild: Jan KerslingJan Kersling

Andreas Neppl ist Managing Director eines Medizinprodukteherstellers mit Sitz in Peking. In diesem Interview redet er mit uns über die Einflüsse innovativer Technologien in seiner Branche und wie KI-Potential diese Entwicklung mit moderiert.

Eine Kombination aus zwei Bildern. Links ist ein Mann mit Brille, der nachdenklich in die Kamera schaut. Rechts ist ein roboterähnlicher Arm, der an einer metallischen Prothese arbeitet. In der Mitte steht der Text „AI AT WORK“ in weißen Buchstaben.

 

"Der menschliche Faktor ist eine Chance, keine Herausforderung – der Mensch/Mitarbeiter muss aber immer noch die Kontrolle haben und sich nicht übergangen fühlen. In Deutschland ist die Skepsis deutlich spürbar, während in China die Offenheit gegenüber neuen Technologien einen starken Kontrast bildet."


Wie beobachten Sie den technologischen Wandel in der Fertigung und Prozessoptimierung? Gibt es Bereiche, die Sie automatisiert oder effizienter gestaltet haben?


Wiederholende manuelle Tätigkeiten müssen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und stabilen Qualität automatisiert werden. Wir haben zum Beispiel letztes Jahr einen Strahlvorgang automatisiert. Vorher hat ein Mitarbeiter das Produkt in der Strahlkabine manövriert. Hierbei kam es immer wieder zu unterschiedlichen Abständen zur Strahldüse und nicht konstanten Einwirkzeiten. Dies hatte eine stark schwankende Qualität zur Folge. Nun erledigt ein Roboter diesen Ablauf und die Parameter und Ergebnisse sind bei jedem Teil identisch. Der nächste Schritt in der Automatisierung werden Polierprozesse sein.


Welche Potenziale sehen Sie generell für den Einsatz von neuen Technologien wie KI oder Machine Learning in der Produktion?


In der Produktion weniger als in der Qualitätssicherung. Vor allem um ein gemeinsames Verständnis von visuellen Merkmalen über mehrere Standorte hinweg zu haben, wäre ein Kamerasystem mit Machine Learning eine deutliche Erleichterung.


Eine Nahaufnahme eines robotischen Arms, der mit einem Schweißgerät an einer metallischen Prothese arbeitet. Funken sprühen, während der Arm präzise Details bearbeitet.

"Der Einsatz von KI in der Prothesenherstellung geht nicht nur um Effizienz – es geht darum, Hightech-Lösungen mit medizinischer Präzision zu vereinen, um Leben zu verbessern."


Welche alltäglichen, wiederkehrenden Aufgaben könnten Ihrer Meinung nach von intelligenten Systemen unterstützt oder automatisiert werden?


Wie oben beschrieben in der visuellen Kontrolle. Des Weiteren bei Auftragsbestätigungen und Lieferterminplanung. Aber auch bei Auditvorbereitungen (KI als Test-Auditor).


Wie stehen Sie zu Tools, die Mitarbeiter bei datenbasierten Entscheidungen unterstützen? Wird sowas bereits bei Ihnen genutzt?


Derzeit wird dies nicht genutzt. Generell halte ich es für sinnvoll Tools zu nutzen die solche Prozesse unterstützen. Trotzdem muss ein qualifizierter Mitarbeiter die Entscheidung treffen.


Wie wichtig ist der menschliche Faktor bei der Einführung neuer Technologien? Sehen Sie hier eher Herausforderungen oder Chancen?


Ich sehe es als Chance. Der Mensch/Mitarbeiter muss aber immer noch die Kontrolle haben und sich nicht übergangen fühlen. Speziell ältere Mitarbeiter sehen neue Technologien oft als störend an. Aber in China ist die gesamte Gesellschaft neuen Technologien deutlich aufgeschlossener als in Deutschland.


Haben Sie privat schon Erfahrungen mit digitalen Tools oder KI-Anwendungen gemacht, z.B. bei Übersetzungen, Produktivität oder Planung?


Ja. Zum Beispiel beim Schreiben oder Umformulieren von Texten oder Reden.


Was halten Sie für die größte technologische Veränderung, die Ihre Branche in den nächsten fünf Jahren beeinflussen wird?


Ich denke roboterunterstütze Operationen, bei denen der Bewegungsradius des Arztes beim Fräsen der Knochenstruktur eingeschränkt wird. Dadurch ist eine bessere und reproduzierbarere Präparation des Knochens möglich.


 

Ein Porträtfoto von Andreas Neppl mit Brille und verschränkten Händen, der direkt in die Kamera schaut. Der Hintergrund ist schlicht und neutral gehalten.

Andreas Neppl ist Managing Director bei einem Medizinproduktehersteller in China und verantwortet seit über einem Jahrzehnt die Leitung und Weiterentwicklung des Unternehmens in Peking. Mit umfangreicher Erfahrung in der Produktion, Qualitätssicherung sowie Forschung und Entwicklung hat er maßgeblich zur Automatisierung und Optimierung komplexer Fertigungsprozesse beigetragen. Sein besonderer Fokus auf Innovation und der Integration neuer Technologien macht ihn zu einem führenden Experten in der Branche, insbesondere in der Verbindung von Hightech-Lösungen und medizinischer Präzision. In diesem Interview teilt er spannende Einblicke in den Einsatz von KI und Automatisierung im Prothesenbau sowie seine Vision für die Zukunft der Branche.


 

Dieses Interview ist Teil von PANTA AT WORK, einer Reihe, in der wir verschiedene Expert:innen zum praktischen Einsatz von KI in unterschiedlichen Branchen interviewen. Interviewer: Jan Kersling (PANTA RHAI)

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